Donnerstag, 15. Dezember 2011

"Warum?" spielt keine Rolle – Teil 2

Eine der wohl grössten Auswirkungen der "Warum-Spirale" ist das
Überdecken des Wesentlichen. Wie ich bereits im 1. Teil erwähnt habe,
spielt es keine Rolle welches Gebiet man betrachtet. Die
"Warum-Spirale" zieht sich wie ein roter Faden durchs Leben.
Deshalb möchte ich dies mit einem Beispiel aus der Beziehungswelt
verdeutlichen. Unabhängig davon, ob es sich um eine Beziehung
zwischen Mann und Frau, Vater und Kind, Angestellte und Vorgesetzte
oder Schüler und Lehrer handelt, Herausforderungen sind
vorprogrammiert. Wenn die anfängliche Harmonie nach einigen Jahren
Ehe im Alltagsstress zerbröckelt scheint die Frage nach dem Warum
einladend. 

"Warum haben wir Beziehungsprobleme?" "Warum verhält er
sich so kritisch?" "Worin liegt wohl das Problem?" 

Auch wenn es verlockend klingt, dass die Lösung im Finden der Ursache 
liegt, führt dies meistens zum Gegenteil. Anstatt sich zu versöhnen, wird
die Verbitterung umso grösser, wenn Mann oder Frau überzogen ist,
die Ursache des Problems im Verhalten des Gegenübers gefunden zu
haben. "Warum kritisierst du mich ständig?" "Warum räumst du deine
Schuhe nicht weg?" "Warum muss ich immer das machen, was du
möchtest?" Warum, warum, warum. Wa(s he)rum führt uns buchstäblich
um das Was herum! Auf Anhieb mag sich die Frage nach dem Was nicht
gross unterscheiden von der Frage nach dem Warum. Schliesslich
könnte ich die obigen Fragen auch wie folgt formulieren: "Was habe
ich gemacht, dass du mich ständig kritisierst?" "Was ist dein
Problem, dass du deine Schuhe nicht wegräumst?" "Was berechtigt
dich, von mir zu verlangen, dass ich immer das tue, was du
möchtest?" Kein grosser Unterschied, nicht wahr? Ich gebe dir
vollkommen Recht, doch wie unschwer erkennbar ist, versteckt sich
hinter diesem Was ein Warum. Heisst das also, das Was oder Warum
Synonyme sind? Nein, wenngleich man sie mit entsprechenden
Anpassungen durchaus als Synonyme gebrauchen kann. Klingt das
verwirrend? Dann lasse es mich ent-wirren.

Die Frage nach dem "Was" ist tatsächlich das Gegenmittel gegen die
Warum-Seuche. Oder anders ausgedrückt: Um aus der "Warum-Spirale"
heraus zu kommen, musst du dich in die "Was-Spirale" begeben, ohne
dass du das Was mit dem Warum verwechselst. Wie soll dies
funktionieren? Wenn wir nochmals auf das obige Beispiel
zurückkommen bedeutet dies konkret, dass die Frage nach dem "Was"
nicht auf das Gegenüber - also z.B. den Partner - sondern auf uns
selber zu richten ist. Anstatt sich in der "Warum-Spirale" oder der
"Was-Spirale, die in Wirklichkeit eine verdeckte Warum-Spirale ist
zu verlieren, lautet die Gegenfrage: 

"Was möchte mir diese Situation aufzeigen?" Oder um die obigen Fragen 
zu benützen: "Was möchte mir die kritische Haltung meines Ehepartners 
wohl aufzeigen?" "Was wird in mir ausgelöst, wenn die Schuhe nicht
weggeräumt werden?" "Was fühle ich, wenn ich nur das mache, was
andere von mir wollen?"

Vielleicht wehren sich die einen oder anderen grauen Hirnzellen
gegen diese selbstreflektierende Frageweise, doch schliesslich
handelt es sich um ein Rettungsfloss, das uns vor dem tieferen
Eintauchen in die "Warum-Spirale" bewahrt.



Im dritten und letzten Teil dieser Post werden wir uns mit der
praktischen Umsetzung beschäftigen...


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